In Konstanz habe ich kläglich versucht, Software-Engineering zu studieren, aber so vieles ging schief. Ich wagte es, dem Professor zu widersprechen, als dieser verkündete, dass es das Ziel eines jeden Unternehmens sein müsse, eine Aktiengesellschaft zu werden. Der Gang an die Börse wurde zum ultimativen Ziel erklärt. Ich sah das anders, sehe es noch immer anders. Aber das war nur ein Teil.
Der zweite Teil war, dass ich kein Bafög bekam. Die Umstände hierfür sind skurril. Kurz zusammengefasst starb meine Mutter mit 43 Jahren 1998 an einer Lungenembolie. Als Erbe stand mir so plötzlich ein sechstel eines Hauses zu. Auf diesen Erbteil verzichtete ich aber, weil ich es nicht als meinen Teil ansah. Es war der Verdienst meines Vaters. Ich verschenkte also diesen Teil ohne Schenkungsvertrag. Das Bafögamt aber unterstellte mir, dass ich dieses Geld hätte und davon meinen Lebensunterhalt bestreiten solle. Ich nahm mir also einen Anwalt und klagte dagegen.
Dieser Anwalt wollte meinem Vater einen Gefallen machen: Damit dieser nicht extra aus Stuttgart nach Konstanz zur Gerichtsverhandlung anreisen muss, beantragte er beim Gericht, dass nur Akten zur Urteilsfindung herangezogen werden sollen. Nun gab es aber keinen Schenkungsvertrag. Mein Vater war auch nicht dazu bereit, nachträglich einen solchen Vertrag aufzusetzen, damit das Gericht bedient werden kann. Er wäre aber zu einer Anreise und dazugehörigen Aussage vor Gericht bereit gewesen. Ging so aber nicht mehr, weil der Anwalt bereits die Urteilsfindung nach Akten geregelt hatte.
Und weil ich kein Bafög bekam, musste ich mehr arbeiten gehen, im Biergarten im Konstanzer Hafen. Dabei hätte ich die Zeit zum Lernen gebrauchen können, denn so ein IT-Studium hat es ganz schön in sich. Mein Oberstufen-Mathe-Kenntnisstand war nach einem Sozialen Jahr im Ausland (Philadelphia) und meinem Zivildienst als Hausmeister-Gehilfe in einer Stuttgarter Schule etwas eingerostet bzw in einem desolaten Zustand. Meine Programmierkenntnisse waren auch nicht vorhanden, aber die Programmiersprache C++ war logisch und einfach aufgebaut. Ich konnte mich da so ein bisschen hineinfuchsen.
Ich erinnere mich aber mit Graus daran, wie die Vorlesungen in Mathematik waren. Ein zappeliger Professor schrieb die Tafel in Rekordzeit so schnell so voll, dass er schon wieder das geschriebene wegwischte, um neues dort hinschreiben zu können, bevor man es selbst abschreiben konnte. Er redete schnell, schrieb schnell und ließ keine Zwischenfragen zu. Das heißt, fragte Mann etwas, so kam als Antwort „das können sie doch im Papula nachlesen!“ Papula war der Autor der Mathebücher, die sich jeder Informatik-Student anschaffen musste. Fragte hingegen eine Frau etwas, so folgte eine ausgiebige Erklärung. Also die Damen wurden da etwas bevorzugt behandelt. Die Damen waren aber auch absolute Exoten im Kurs. 2 Damen auf 40 Herren. Außerdem war der Kurs zu groß und musste reduziert werden. Es würde nicht jeder schaffen, das wurde gleich zu beginn verraten. Ich gehörte zu denen, die nach einem Jahr abbrachen.
Es war 2001, als ich von Konstanz nach Berlin ziehe. Nach meinem gescheiterten Studium bewarb ich mich als Mediengestalter-Azubi in Berlin. Dazu lief ich tausende von Meter durch die Stadt mit ein paar Bewerbungen in der Tasche und stellte mich in vielen kleinen und großen Grafik-Design-Büros vor. In Kreuzberg hatte ich dann Glück und fand einen 4 Mann-Betrieb, der mich aufnahm.
Die Arbeit war schön. Bei Termingeschichten musste schon auch mal bis spät in die Nacht gearbeitet werden, was dann bei Auftragsflauten wieder abgebaut werden konnte. Genau so stellte ich mir das Arbeitsleben vor. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ein großer Kunde von meiner Firma eine andere Azubine des gleichen Berufes in die Firma brachte. Diese war aus ihrer vorherigen Firma hinausbefördert worden und hätte sonst ihre Ausbildung abbrechen müssen. Jetzt gab es zuwenig Arbeit oder zu viel Personal.
Sie sah in mir leider einen Rivalen. Das kam nicht zuletzt daher, dass mein Chef bsw die Gestaltung der Titelseite des Jahrbuches des Blinden- und Sehbehindertenverbandes an uns beide übertrug und uns so in eine Wettkampfsituation brachte. Ich ging in diesen Kampf relativ entspannt und machte ohne mich zu stressen halt so meine Entwürfe. Meine Entwürfe gewannen regelmäßig die Präsentation vor dem Kunden, was mir gut gefiel. Das machte mich zum Helden, für meine Kollegin zum verhassten Helden. Ich konnte so erste Erfahrungen als Mobbing-Opfer sammeln, was mir die Freude an der Arbeit versaut hat.
Zu dieser Zeit ging ich nachts öfters joggen, um herunterzukommen und abschalten zu können. Das war sehr hilfreich. So bekam ich meine Endorphinschübe, was mir sehr gut tat.
Was meine private Situation anging, war ich in Berlin ziemlich isoliert. Ich kannte eigentlich niemanden und konnte mich in keine Gruppe einklinken. Die Orte, wo man Frauen kennen lernen konnte, kannte ich nicht. Ich hatte auch kein Geld übrig, welches ich hätte verprassen können. Aber ich konnte sehr schnell so sprechen, dass man mich für einen Berliner hielt. Schrippen statt Weckle und Hi statt Grüß Gott. So schwer war das nicht.
Als dann meine Ausbildungsvergütung nicht mehr bezahlt wurde, mir das Gas abgestellt wurde und ich über einen Anwalt nach drei Monaten Verzicht auf Vergütung diese einforderte, fühlte ich genau: ich war am Zenit meines Lebens angekommen.
Doch noch gab ich nicht auf! Ich zog meine Abschlussprüfung ein halbes Jahr vor, damit das berufliche leiden ein Ende hatte und meldete mich erst mal Arbeitslos.
Auf dem Berliner Arbeitsamt empfing man mich nicht mit offenen Armen. Ich kam nicht zu meinem Recht. Ich wurde nicht ernst genommen. Ich saß vor den Damen des Amtes und erzählte, dass ich nichts mehr zu essen zuhause hätte, was ja auch stimmte, musste aber über diese Situation selbst schmunzeln, was mich irgendwie unglaubwürdig machte.
Was vielleicht auch noch ein Grund sein könnte, warum ich nicht ernst genommen wurde, war mein Antrag auf Beischlafgeld/Beischlafzuschuss. Diese Leistung gibt es natürlich nicht, doch gerade das fand ich beim Stellen dieses Antrages ja so lustig. Endlich konnte ich diejenigen auch mal nerven, die mich mit endlosen Formularen nervten. Mein Antrag auf Beischlafgeld/Beischlafzuschuss blieb aber unbewilligt und unbeantwortet.
Ich erinnere mich an einen Tag, wo ich vor der Angestellten des Arbeitsamtes saß und diese mir sagte, dass sie nicht für mich zuständig sei. Ich sagte doch, sie sei für mich zuständig. Da meinte sie nein und ich ginge ja eh Schwarzarbeiten. Ich war am Ende. Ich sagte nein, ich gehe nicht Schwarzarbeiten. Da meinte sie, ich solle das erst einmal beweisen. Daraufhin sagte ich: gut, dann bleibe ich hier bei ihnen einfach den ganzen Tag sitzen, zuhause gäbe es bei mir ja eh nichts mehr zu essen. So könne ich es beweisen. Daraufhin meinte sie ich solle mal nicht so übertreiben.
Ich war in Not und wusste mir nicht mehr zu helfen. So ging ich zur nächsten Polizeistation. Beim Betreten der Wache fiel mir ein Plakat auf, welches vor Einbrüchen warnte. Es stand ganz groß „Vorbeugen“ darauf. Dieses Wort griff ich auf und sagte zu dem Beamten, dass ja auch Vorbeugung zu ihren aufgaben gehöre und ich auf dem Amt unmittelbar kurz davor wäre, eine Straftat zu begehen. Als ich dies sagte, musste ich wieder über diese Situation schmunzeln, obwohl es mir bitterernst war. Doch der Beamte griff mein Schmunzeln auf und sagte „Sie lachen ja noch!“ Man gab mir den Tipp, dass wenn mich die Sachbearbeiterin auf dem Amt nicht ernst nehme, ich doch ihren Vorgesetzten verlangen solle. Dies war sehr nett gemeint, aber wenn man sich elend und klein fühlt, verlangt man nicht den Vorgesetzten. Ich war einfach eine gescheiterte One-Man-Army.
Mein Ziel war es, mindestens einen Polizisten dazu zu bringen, mit mir auf das Amt zu gehen, damit ich dort respektvoll behandelt werden würde und zu meinem Recht käme. Doch dieses Vorhaben klappte nicht.
Mit letzter Kraft rettete ich mich vom kalten harten Berlin wieder zurück in die Heimat ins Schwabenländle. Dort hatte ich Freunde und Bekannte, also ein soziales Umfeld und konnte bei Gartenarbeiten, Mauern bauen oder Umzügen helfen. Ich fühlte mich hier nicht mehr so einsam.
Als ich im Freibad in Waiblingen als Rettungsschwimmer anheuerte, ahnte ich nicht, welch Adrenalin-Kick einen ereilt, wenn man eine ertrinkende Person gerettet hat. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen, auch wenn es nur selten vorkam. Was allerdings auch noch vor kam war die Geschichte mit meinem Strohhut. Diesen trug ich bei der Aufsicht immer gerne, weil dieser Hut leicht ist und Luft-durchlässig war und dazu noch einen sehr vorteilhaften Schattenwurf hatte.
Doch der Chef der Stadtwerke bemängelte bei einer Stippvisite im Freibad, dass ich meine Dienstkleidung nicht tragen würde. Die Dienstkleidung sah vor, als Kopfbedeckung eine dunkelblaue Schildmütze der Stadtwerke zu tragen. Mein Hinweis mit „Aber die Sonne“ stieß nicht auf offene Ohren. Vorschrift ist Vorschrift. Weil ich mich aber nicht zwingen lassen wollte, mir in der Sonne die letzten verbliebenen Gehirnzellen wegbrutzeln zu lassen, kündigte ich einen Tag später mit dem Hinweis, dass ich nicht einen Tag länger in einem Unternehmen tätig sein möchte, dem so wenig am Wohle der eigenen Angestellten läge.
Diese Kündigung veröffentlichte ich auch auf meiner Website, was aber prompt durch einen Anwalt der Stadtwerke unterbunden wurde, da es sich angeblich um Rufschädigung handele. Ich halte es nicht für eine Rufschädigung, ich halte es für die Wahrheit. Dass diese Wahrheit nicht immer jedem gefällt, ist nicht mein Problem.
Jedenfalls fing ich nach dieser Kündigung in Schorndorf als Aufsicht im ZiegeleiseeBad an. Dort erlaubte man mir das Tragen eines Strohhutes. Selbst der Oberaufseher machte es mir nach, als er die Vorzüge dieses Hutes erkannte.
Ich glaube, es war 2007, ich arbeitete gerade als Aufsicht im ZiegeleiseeBad, als ich am Himmel schockiert wundersame Kondensstreifen von Flugzeugen erkannte. Mir waren derartige Kondensstreifen zuvor so nie aufgefallen. Fassungslos schaute ich nach oben und sagte „Was machen die da?“. Da sagte eine Omi im Vorbeigehen „Die sprühen mal wieder!“. Ich dachte WAS? Was zur Hölle sprühen die da oben? Und warum kennt diese Omi den Vorgang dort oben besser als ich? Meine Neugier war geweckt und ich begann zu recherchieren.
Das ganze Spektakel nannte sich Chemtrails und wurde unter dem Begriff Geo-Engineering geführt. Kurz erklärt wird da oben am Himmel ein Material ausgebracht, meist Aluminium, Barium und Strontium, welches dann von der Erde aus mit Mikrowellen angesteuert wird. So bringt man diese Nanopartikelchen dazu, eine geschlossene Wolkendecke zu bilden. Für das Absenden dieser Mikrowellen werden große Funkantennen benötigt. HAARP in Alaska ist eine solche Antennenanlage. Diese Anlage kann auch besichtigt werden, allerdings nur für eine Hand voll, also eine erlesene Auswahl und nur alle zwei Jahre.
Werner Altnickel hat dieses Treiben schon vor mir entdeckt. Weil Greenpeace nicht zu diesem Thema Stellung bezog, hat Werner Altnickel diesen Verein verlassen und widmet sich seit dem der Aufklärung über dieses Thema.
Mit meiner Entdeckung der Chemtrails ließ ich mir ein Jahr zeit, bis ich verkraftet hatte, was ich da sah. Dann wollte ich meine Entdeckung möglichst vielen Menschen mitteilen, damit die breite Masse durch eine Demonstration diesem Treiben ein Ende setzt. Doch die breite Masse stempelte mich eher als „verrückt“ ab, anstatt sie ihre Sicht auf den Himmel veränderten. Mein Versuch als Held der Aufklärung in die Geschichte einzugehen, ging kläglich schief.
So jedenfalls wurde ich ein Fan von Jesse Venturas „Conspiracy Theory“, wo noch viele andere Verschwörungsmythen behandelt werden.
Als es einmal während meiner Arbeit als Aufsicht zu regnen begann, versammelten sich Aufseher und Badegäste eng gedrängt unter dem kleinen Vordach am Kiosk. Einige Kids, ich weiß nicht, ob sie 8 oder 11 waren, fragten mich, wieso man eigentlich nicht nachts im ZiegeleiseeBad schwimmen dürfe. Ich sagte „Wegen der Krokodile!“ Wie? Was? Welche Krokodile? Da erklärte ich, dass unter dem direkt angrenzenden Hallenbad ein Tierpark sei und diese Tiere nachts hinaus in den See dürften. Sie wollten es mir nicht glauben, da sagte ich, dass sie beim nächsten Mal, wenn sie ins Hallenbad gehen, an der Kasse sagen sollen, dass sie in den Tierpark gehen wollen, und schon könnten sie sich im Keller selbst davon überzeugen. Diese Geschichte war so überzeugend, dass es womöglich zu lustigen Szenen an der Hallenbad-Kasse kam.
2012 gab es eine Aktion mit dem Titel Schorndorfer Bank. Dabei ging es darum, dass man sich eine Sitzgelegenheit ausdenken solle, wie sie beschaffen ist und wo sie stehen soll. Diese Idee solle man vorschlagen und im Rahmen der Kunstnacht solle dann das Publikum darüber abstimmen, welche Bank gewinnt. Ich habe mitgemacht und habe gewonnen. Der Veranstalter dieser Aktion, das Kulturforum, sorgte nun dafür, dass die Stadt Schorndorf meine Bank bauen musste. Ungefähr ein Jahr später stand die Bank an meinem vorgeschlagenen Ort.

2015 gab es in Winterbach eine Bürgermeister-Wahl. Winterbach war der Ort, in welchem ich groß geworden bin. Hier fühlte ich mich am ehesten zuhause. Bei einer Bürgemeister-Wahl wollte ich eh schon immer einmal mitmachen. Natürlich parteilos als Einzelkämpfer. Und wie es der Zufall so will, gab es in Winterbach einen Kandidaten mit genau demselben Namen, wie ich. Sowohl Vor- wie auch Nachnahme waren identisch. Das war das Zeichen, auf welches ich gewartet hatte, um mich auch aufstellen zu lassen.
Die Zeitung sorgte für eine eher schlechte PR, wodurch ich befürchtete, dass ganz Winterbach mich hasst. Ich hatte alpträume, in welchen ich von den Winterbacher Bürgern mit der Mistgabel aus dem Ort gejagt wurde. Jeden Tag lief ich zuerst zum Aushang der Tageszeitung, um abzuchecken, ob wieder etwas über mich in der Zeitung steht. Gefühlt war ich der allerletzte Kandidat.
Von diesem Platz aus startete ich in die Vorstellungsrunde vor einem Publikum von ca 800 Menschen in der Salier-Halle. Während meiner Zeit als Bademeister-Azubi machte ich in der Sauna viele Aufgüsse. Hierbei lernte ich vor einer Gruppe zu sprechen ohne zu sehr nervös zu werden. Diese Fähigkeit kam mir jetzt zugute. Ich stellte mich vor und beschrieb meine Ideen für Winterbach. Zum Beispiel wollte ich die Bürger in Winterbach befragen, wie sie über so Entscheidungen dachten, dass die Luftwaffe zu provokanten Manövern an die Polnisch-Russische Grenze abgeordert wurde. Ich wollte so als Bürgermeister gegen die Anti-Russische Verhaltensweise der Berliner Regierung protestieren. Das Publikum in Winterbach aber lachte nur herzhaft über meine Ideen.
Sie lachten mich nicht aus, nein, sie feierten mich sogar. Aber sie nahmen mich nicht ernst. Meine Rede lief gut, sogar so gut, dass ich nach meiner Rede kurz angst hatte, dass ich vielleicht doch gewählt werden könnte und ich diesen Job als Bürgermeister machen müsste. Doch wie eine Frau aus dem Publikum sagte, sie würde mich zwar nicht wählen, aber meine Rede sei sehr unterhaltsam gewesen, so kam es dann auch. Ich war eine erfrischende Einlage, die mit 78 Stimmen belohnt wurde. Mein eigentliches Anliegen aber war, den Fokus der Bürger auf die in der Mainstream-Presse nicht so präsenten Nachrichten zu lenken, wie bsw das Manöver an der Russischen Grenze.
Mein Spitzname wurde seit dieser Kandidatur von „Bademeister“ zu „Bürgermeister“.