Als meine Oma starb und ihre vier Kinder, meine Onkels und Tanten einen Dummen suchten, der das Haus meiner Oma bis zum Verkauf in Schuss hält, hab ich zwar nicht laut HIER gerufen, aber diese Aufgabe wurde mir zuteil. Weil ich sagte, dass ich eigentlich keine Lust hatte, hier unbezahlte Arbeit zu erledigen, überlegten wir uns folgenden Trick. Ich setzte mit meiner Tante einen Mietvertrag auf, welcher mich vor dem Arbeitsamt in die Lage brachte, eine Miete einzufordern. Diese Miete bekam ich aber von meiner Tante wieder zurück und konnte mir so die Zeit, die ich ins Hecke schneiden oder Rasen mähen investierte, entlohnen. Gleichzeitig fiel ich niemandem meiner Familie zur Last.
Doch diese Freude währte nur kurz. Meine Tante hatte einen Sohn, meinen Vetter. Dieser war körperlich behindert, ein Duogynon-Schaden, ähnlich wie ein Contergan-Schaden. Doch diese Ursache wurde dem Sohn seid Kindertagen verschwiegen. Es wurde ihm von seiner Mutter immer erzählt, dass Gott wollte, dass er mit dieser Behinderung/Herausforderung sein Leben meistern solle. Diese Erklärung ist ja auch schön und gut für ein Kind. Nur war mein Vetter mittlerweile erwachsen, verheiratet und überlegte, ob er nicht selbst Kinder haben wollte. Was er jedoch nicht wollte, war, dass seine Kinder dieselbe Behinderung bekommen würden, die er hatte. Und so stellte er sich die Frage, ob seine Behinderung erblich war.
Indem man ihm die Wahrheit erzählt hätte, wäre er darauf gekommen, dass diese Behinderung nicht erblich war. Doch keiner in der Familie wollte dieses Geheimnis lüften und so der Version der Tante widersprechen.
Weil ich aber ein geradliniger Typ bin, der gerne seine Mitmenschen dazu zwingt, mit den Fakten leben zu müssen, schenkte ich meinem Vetter reinen Wein ein und zerstörte so das gut gehütete Familiengeheimnis. Meine Tante war darüber natürlich nicht besonders begeistert. Sie fühlte sich als Geschädigte und wollte mir jetzt auch im Gegenzug dafür Schaden zufügen. Und so ging sie auf das Arbeitsamt und erklärte dort, dass der Mietvertrag, den ich mit ihr gemeinsam geschlossen hatte, gefälscht sei und ich in Wirklichkeit gar keine Miete bezahlen würde.
Das Arbeitsamt forderte nun die bereits gezahlte Miete auf Heller und Pfennig zurück. So hatte ich mehrere tausend Euro Schulden und die Arbeit, die ich um das Haus meiner verstorbenen Oma verrichtet hatte, war auch unentgeldlich gemacht worden. Ich hab also auch für meine Tante, die mir auf dem Amt die Miete (meine Bezahlung für die Arbeit ums Haus) abtrünnig machte, kostenlos gearbeitet.
Aber ich hatte doch einen Mietvertrag mit der Unterschrift dieser Tante. Dieser Mietvertrag konnte doch nicht einfach so missachtet werden. Gut, ich bekam die Miete von meiner Tante zurück, für die Arbeiten rund um das Haus meiner Oma, fürs House keeping eben. Aber der Mietvertrag hatte doch eine Gültigkeit.
Deswegen ging ich damit zu einem Anwalt. Dieser sollte mir dabei helfen, meine Tante dran zu kriegen, stand doch ihre Unterschrift auf dem eigentlich gültigen Mietvertrag. Doch dieser Anwalt wurde einfach nicht aktiv. Dafür gab es auch eine Erklärung: Er himmelte die Tochter meiner Tante an und wollte dieser Familie keinen Schaden zufügen. Ausgerechnet mein Anwalt, das muss man sich mal vorstellen.
Mein körperlich behinderter Vetter hatte einen alten 3er-Golf Automatik mit einem behindertengerechten Umbau, so, dass auch mein Vetter ohne Arme selbstständig damit fahren konnte. Diesen alten Golf wollte er los werden. Aber mit dem Umbau drin und einem Verbrauch von 10 Litern Super auf 100km war dies schwer. So besann sich mein Vetter und sagte mir, ich könne den Golf geschenkt haben, wenn ich ihn einen Tag lang dafür chauffieren würde und ihn zu seinem neuen Wagen nach Heilbronn fahren würde. Ich bin hilfsbereit und nett und willigte ein. So fuhr ich ihn dort hin und hatte hernach ein Auto.
So Gott will, geriet ein mir entgegenkommender Volvo ins Schleudern und knallte mit seinem Heck mir frontal in den Wagen. Ich machte Airbagging und stieß dabei meinen Kopf hart gegen die Windschutzscheibe. Ich war wohl mit 190cm zu groß für den Airbag. Diesen Unfall nehme ich immer gern als weitere Erklärung für meinen Dachschaden.

Das Schöne war nun, dass sich der behindertengerechte Umbau des Wagens bezahlt machte. Beim Verhandeln mit der Versicherung stellte sich aber heraus, dass mein Vetter versucht hatte dazwischen zu funken. Er wollte auf diese Weise wohl auch ein Stück vom Kuchen ab haben. Oder zumindest wenigstens dafür sorgen, dass ich nicht so viel bekomme.
Er gab dort freiwillig zu Protokoll, dass der Umbau bei Übergabe an mich „zerstört“ worden sei und so eigentlich gar nicht mehr vorhanden sei. Dabei wurden lediglich einige kleinere Hebel abmontiert, der Umbau ansich war aber noch vorhanden. Dies sah auch die Versicherung so.
Eigentlich war für mich klar, dass ich meinen Unfallertrag für den behindertengerechten Umbau mit meinem Vetter 50:50 teilen würde. Doch als ich erfuhr, welche Maßnahmen er hinter meinem Rücken ergriffen hatte, zerstreute ich diesen Gedanken wieder.
Nachdem sich meine Tante und ihr Sohn gegen mich gestellt hatten, fühlte ich mich in die Ecke gedrängt. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich einfach nicht leben lassen wollten. Und so ließ ich mich zu einer Tat verleiten, für welche es so eigentlich keine Entschuldigung gibt, die aber hoffentlich durch die Vorgeschichte verständlich wird: Ich wusste, dass mein Vetter regelmäßig THC konsumierte und unter diesem Einfluss auch Auto fuhr. Das ist ja nicht erlaubt, wenngleich ich THC für nicht viel schlimmer einstufe, als Alkohol. Getreu dem Motto „Wenn ich ned leben kann, dann gehn mer alle drauf!“ ging ich zur Polizei und erstattete gegen meinen Vetter Anzeige. Mit dieser Anzeige machte ich meinem Wohlgefühl aber keinen großen Gefallen.

Ein Onkel aus Amerika, auf dessen Erbe ich ja genauso aufpasste, kam mich eines Tages besuchen. Das Haus, sein Erbe, war gut in Schuss und so hoffte ich auf ein Lob, ein „Danke dafür“ und auf etwas Anerkennung für meine Mühen. Doch als er erschien, war er von meiner Tante so sehr aufgehetzt und aufgestachelt, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war. Kein Wort des Dankes. Er forderte auf sehr respektlose Art die Herausgabe des Mietvertrages, den ich mit meiner Tante geschlossen hatte. Er rastete förmlich aus, als ich ihm mitteilte, dass ich ihm diesen nicht aushändigen kann, da er sich bei meinem Anwalt befindet. Was für ein Theater. Dankbarkeit und Rückendeckung war mein Ziel, welches unerreichbar schien. Stattdessen war ich das Opfer von Aggression.
In dem Haus meiner verstorbenen Oma gab es viel zu tun. Eine lange Hecke musste geschnitten werden und einen großen Garten hatte sie auch, welcher gemäht werden musste. Als ich aber so aneckte, wurden mir nach und nach meine Gartengeräte von den Kindern meiner Tante weggenommen. Ich konnte also nicht mehr Haus und Hof in Ordnung halten, wie bisher. Da bemerkte ich: Es war höchste Zeit mir etwas Neues zu suchen.
Dies war auch gut für meine Nerven, denn das Haus meiner Oma hatte eine alte hölzerne Treppe. Diese Treppe knackste Nachts so laut, dass man dachte, es käme jemand diese Treppe herauf. Mein Schlafzimmer war oben und der Umstand, dass die Kinder und Enkel meiner Oma ständig die Sachen meiner Oma plünderten, dieser Umstand versetzte mich in den Zustand eines Verfolgten. Einbrecher, Verwandte auf Plünderungstour, Geister, ich hatte tatsächlich nachts angst und sehr oft sehr wenig Schlaf.