Magersucht wird von Spezialisten auch Anorexie genannt. Gemeint ist damit eine Essstörung, wobei sich diese Bezeichnung eigentlich viel zu harmlos anhört. Erkrankte verlieren meist stark an Gewicht und ca 10% sterben daran.
Als ich noch Schüler war, verspottete ich die ein oder zwei Klassenkameradinnen, die damals an Magersucht erkrankt waren. Ich sagte, das sei doch keine echte Krankheit. Für mich war damals völlig unklar, dass man einfach nicht essen kann, obwohl man eigentlich essen will.
Deswegen hatte ich Ende 2020 das Glück, eine Magersucht am eigenen Körper erfahren zu dürfen. Ich bekam die sogenannte Fügung des Schicksals.
Es war wie verhext: ich wußte genau, dass ich etwas essen muss, aber egal, was ich auch in die Hand nahm, immer sagte mir eine innere Stimme „iss das mal lieber nicht!“. Weil mein Verstand mir aber sagte, dass ich etwas essen MUSS, sofern ich nicht verhungern wollte, versuchte ich das Essen trotzdem zu essen. Doch dieses Essen schmeckte nicht.
Es schmeckte nicht nur ein bisschen nicht. Nein, es schmeckte so schlimm, dass ich es nicht essen konnte. Hätte ich es gegessen, ich hätte es erbrochen. Das einzige, was ich essen konnte, waren Erdnüsse, aber eben auch nur wenige. Und so aß ich über ein ganzes Wochenende eine Hand voll Erdnüsse und sonst nichts.
Mein Hausarzt nahm meine Äußerungen, dass ich nichts gegessen hatte, nicht so ernst, wie ich mir das gewünscht hätte. Er kam nicht auf die Idee mich krank zu schreiben und an einen Spezialisten zu überweisen. Und so ging ich tapfer weiter zur Arbeit.
Ohne Essen ist man sehr müde und unkonzentriert. Ich arbeitete zu dieser Zeit mit Langzeitarbeitslosen zusammen. Und so geschah es, dass ich ein Mal direkt vor einem Teilnehmer im Zwiegespräch eingeschlafen bin. Zwar nur kurz, aber das geht natürlich nicht. Dies war mir abgrundtief peinlich. Ist es noch.
Als ich merkte, dass bei mir gar nichts mehr ging, mein Arzt mich aber nicht krank schrieb, nahm ich meinen restlichen Urlaub. Ich fühlte mich damals in der Falle: Ich war in Not und mein Arzt half mir nicht.
Irgendwann hat er mich dann aber doch krank geschrieben. Ich wußte mir nicht mehr zu helfen und ließ mich in die Psychiatrie einweisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein zulässiges Gesamtgewicht von 55 Kg bei einer Körpergröße von 189cm. Dort stellte man binnen weniger Tage fest, dass ich völlig normal bin und verfrachtete mich ins Katharinenhospital.
Ich hatte eine Depression und eine Magersucht in Kombination. Diese beiden Erkrankungen passen wunderbar zusammen. Im Krankenhaus bekam ich dann Psychopharmaka, wodurch die mahnende Stimme verschwand und mein Appetit wieder zurück kehrte. Die Medikamente machten mich träge und langsam. Ich mutierte zum Zombie.
Mein Gewicht kletterte binnen weniger Wochen von 55 Kg auf stolze 120 Kg. Jetzt war ich träge und langsam und dazu noch fett. Dabei habe ich mir mein ganzes Leben lang große Mühe gegeben nicht dick zu sein. Dennoch war ich froh, denn ich wusste, ich war zuvor dem Hungertod ziemlich nahe. Ohne die brutale Medizin wäre ich wahrscheinlich grepiert.
Nach und nach wurden die ganzen Medikamente abgesetzt. Ich taute wieder auf aus meiner Zombie-Phase und nahm auch langsam wieder ab. Eine gute Ernährung und viele Spaziergänge haben mir dabei geholfen. Die Psychopharmaka ersetzte ich mit 15%igem CBD-Öl.
Als ich in meiner Hochphase meiner Magersucht nichts mehr gegessen habe, hatte ich Flashs. Ich kreierte mir meine eigene Realität. Ein intensiver Gedanke ließ mich glauben, dass es wirklich so gewesen ist. Dazu sah ich schon mal Sternchen.
Ich möchte diese Zeit nicht missen. Aber ich möchte diese Zeit auf keinen Fall noch ein weiteres Mal durchmachen müssen. Was mich in die Magersucht getrieben hat, weiß ich nicht. Die Arbeit mit Langzeitsarbeitslosen machte mir eigentlich großen Spaß. Vielleicht war es die Kälte, die mit der Corona-Krise aufkam?
Gerne würde ich auch noch eine Weisheit verbreiten, wie man eine erneute Erkrankung verhindert. Doch ich habe nichts auf Lager. Ich glaube, dass ich dieser Krankheit gnadenlos ausgeliefert sein werde, sollte sie noch ein weiters Mal kommen.
Wichtig im Leben ist mir, dass ich möglichst keinen Stress habe und jeden Tag so gut es geht genieße. Ein geregelter Schlaf-Wach-Rythmus und gesunder Schlaf hilft mir dabei. CBD hilft mir beim Finden der inneren Ruhe und beim Erlangen des gesunden Schlafes. Gutes, gesundes Essen ist ebenfalls sehr wichtig!
Lasst es Euch gut gehen!