
Ein Großteil seines Lebens verbringt der Mensch mit der Suche nach dem richtigen Partner. Damit das besser gelingt, tragen manche Menschen Schminke auf. Andere besuchen dafür ein Gym (Fitness-Studio). Wer es sich leisten kann, engagiert einen Coach, welcher einem Tipps gibt, einen trainiert und dabei hilft, blockierende Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.
Früher schaltete man zum Finden des passenden Lebensabschnittsgefährten eine Kontaktanzeige in einer Zeitung.
Muster einer klassischen Kontaktanzeige |
Zu Zweit ist vieles einfacher: Haare auf dem Rücken entfernen, Fußnägel schneiden, Frust loswerden. Ich, jähzorniger und ungeduldiger Mann suche Dich, junge, nette und hübsche Frau für alles, was zu Zweit mehr Spaß macht. Ich würde Dir gern aus Büchern vorlesen, zumindest aus Kochbüchern, damit Du checkst, wie man richtig kocht. Ich würde Dir gern den Vortritt lassen, wenn unerschlossenes Gelände durchquert werden muss. Und ich würde Dir immer in den Mantel helfen, damit Du um halb sieben den Schnee zur Seite schieben kannst. Bewirb Dich jetzt. Bei mehreren Einsendungen entscheidet das Foto. |
Heute benutzt man dazu Online-Dating-Plattformen. Dort präsentiert man sich ganz natürlich, also genau so, wie man wirklich ist, damit man das passende Gegenstück findet.
Dazu benutzt man Fotos vom Fotograf, welcher heimlich womöglich auch ein bisschen Bildbearbeitung beherrscht, man macht falsche Angaben bezüglich seines Einkommens und stellt sich posierend vor ein fremdes Auto.
Überall verkaufen wir uns so gut es geht. Wir setzen also von Anfang an eine Maske auf und erwarten, dass wir so die Person finden, die uns auch treu bleibt, wenn wir scheitern, krank werden, den Job verlieren, einen schweren Verkehrsunfall überleben. Aber kann das klappen, wenn wir uns ständig verstellen? Von Anfang an?
Müssen wir uns wirklich hinter einer Maske verstecken, um den passenden Partner zu finden? Muss der passende Partner nicht einfach passen, weil wir so sind, wie wir sind? Authentizität statt Show und Macho-Gehabe – kann das klappen?
Ich kenn mich da nicht aus, aber ich habe das Gefühl, dass 80 bis 95 Prozent in einer Beziehung Theater ist. Der Mann spielt den Beschützer, bis es brenzlig wird und er Schiss bekommt und wegrennt. Die Frau spielt die treue Tomate, bis sie eben eine moralisch unerlaubte Fremdschulung macht.
Gefühle sind gefährlich, weil sie uns regelmäßig täuschen. Aus Täuschung wird Enttäuschung. Aus Liebe wird Frustration. Aus Frust wird Hass und Selbsthass. Hass auf andere, weil sie einen getäuscht haben. Selbsthass, weil man so blöd war und anderen vertraut hat, die einen getäuscht haben.
![]() zuerst verliert man nur sein Herz |
![]() dann verliert man seinen Kopf |
Und so wundert es wen, dass man schlussendlich ein verkorkster Eigenbrötler wird, der auf die Gesellschaft scheißt? Es ist das unausweichliche Ergebnis der Erfahrungen, die man macht, wenn man sich nicht mit Drogen oder Medikamenten verwirren lässt. Man hat irgendwann keinen Bock mehr darauf. Oder geht es nur mir so?
