Als Kind wurde mir beigebracht, dass wenn Erwachsene sich unterhalten, Kinder gefälligst ruhig zu sein haben. Damit war klar, dass ein Kind nicht dieselben Rechte, also denselben Respekt verdient, wie es ein Erwachsener tut. Ich glaube diese Erfahrung ist die Saat für einen späteren Generationen-Konflikt.
In der Schule bekommt man jeden Tag beigebracht, dass ein Lehrer mit Respekt zu behandeln ist. Im Freibad war es seinerzeit der Bademeister, der Respekt verdient hat. Lehrer und Bademeister konnten einen beide hinauswerfen, wenn man sich nicht ordentlich benommen hat.
Es hat lange gedauert, bis ich erkannte, dass Respekt eigentlich allen Menschen entgegen gebracht werden sollte, egal welchen Stand sie hatten. Und wenn man es schafft, dann sollte es immer dieselbe Menge an Respekt sein.
In Diskussionen habe ich bemerkt, dass viele Menschen unterschiedlich viel Respekt entgegen gebracht bekommen. Kleidung, Auftritt, Ausdruck, all das spielt in die Wahrnehmung mit hinein. Es trägt dazu bei, wie man behandelt wird.
Gerade in Kneipen findet man oft Menschen, die sich für klüger halten und deswegen den Anderen erklären wollen, welche Ansicht die Richtige ist. Diese Menschen bemerken oft nicht, dass es respektlos gegenüber den Mitmenschen ist, wenn man sich über sie stellt.
Doch diese Art der Respektlosigkeit wird von vielen Künstlern aufgegriffen und ebenfalls ausgeübt. Man erzieht also seine Fans nicht zu mehr Respekt und Menschlichkeit (Basics), sondern sagt explizit, welche Partei gewählt werden soll bzw welche Partei gefälligst nicht gewählt werden darf.
Genau da sprechen diese Künstler ihren Fans ab, dass diese selbstständig denken können. Man behandelt sie als ob sie „dumm“ wären. Wieso trauen wir unseren Mitmenschen nicht zu, dass diese unabhängig und frei sich ihre eigene politische Ansicht erarbeiten können?
Wenn jemand eine andere Religion hat, schaffen wir es doch auch, diesen Umstand zu tolerieren. Was den politischen Glauben angeht, so scheitern wir hier mit unserer Toleranz völlig. Sobald sich die Ansicht unseres Gegenübers von unserer Meinung unterscheidet, ist es rum.
Und genau da beginnen viele von uns mit der Meinung des Gegenübers respektlos umzugehen. Der Mensch ist das Produkt seiner Umwelt. Erfahrungen und Erlebnisse haben ihn zu dem werden lassen, was er eben ist. Und weil er so geworden ist, stellen wir ihn als „dumm“ dar, nur weil er nicht dieselbe Meinung hat, wie ich? Sind wir wirklich so selbstverliebt/arrogant?
Wir sollten versuchen, aus der Meinung des Anderen etwas zu lernen. Und wenn es nur das Verständnis ist, dass wir kapieren, wieso er so denkt, wie er denkt. Empathie statt Verurteilung.
Es ist jedenfalls respektlos und arrogant, wenn man glaubt, dem Anderen sagen zu müssen, wie er zu denken hat. In diesem Augenblick spricht man dieser Person das selbstständige Denken ab. Man behandelt ihn als Dummkopf.
Das ist das Problem: Mangelnder Respekt vor der Meinung des Anderen und dass wir ihm nicht auf Augenhöhe begegnen. Man begegnet ihm von oben herab.
Wenn Sie jetzt denken, dass ich diese Weisheit auch auf mich und meine Website anwenden sollte, dann tun Sie mir unrecht. Ich will Ihnen nicht vorschreiben, wie sie zu denken haben. Ich möchte Ihnen keine Partei empfehlen. Ich will Sie nur dazu bringen, respektvoll mit denen umzugehen, die von unserem Staat und den Medien gerade extrem respektlos behandelt werden!
Ich sehe mich also nicht als Kämpfer für eine Partei, sondern als Kämpfer für Basics wie TOLERANZ und RESPEKT und DEMOKRATIE. Das ist alles.