Es ist früh morgends um halb zwölf – ich schieb mein Frühstück in den Ofen
Schalt das Radio ein —– bin mächtig am abgrooven
Es gibt lecker Tiefkühl-Pizza für einen Euro neunundachzig
Das Wasser läuft im Mund zusammen, ich sitze da und man fragt sich
Die Freunde gehen malochen – jammern über Stress auf Arbeit
Ich hab heute nichts vor – und da dafür den ganzen Tag Zeit
Ich muss hier keinen mobben und werd auch nicht getrieben
kann relaxt mein Kaffee kochen, und neulich blieb ich liegen
bis um vier, ist kein Problem, ich wohne ja alleine
Dann war ich einkaufen, so vertritt man sich die Beine
Ich hab ja auch ein Fahrrad mit nem halben Mensch PS
Nur wenn es draussen richtig kalt ist, dann lasse ich es
Es gibt nur eine Behörde und die muss das wohl so machen
Mich zu Fortbildungen schicken und ähnlich widerliche Sachen
Das ist gar nicht zum Lachen, dass stresst einen ganz extrem
Dafür leb ich dreiviertel des Jahres relativ bequem
Ein Kumpel, der ist Banker, und die leben nur vom Staat
Verzocken die Renten Ihrer Kunden, das ist abgebrüht und hart
Bekommen neben dem Lohn dafür auch noch Dividende
Und mein Nachbar weiss seit heute DAS WARS MIT SEINER RENTE
Er hat hart dafür geschuftet, und alles was ihm bleibt
wird von der Inflation gefressen die Aktien sind weit
Nach unten gefallen ist er schließlich auch
Sein Auto wurde verboten, es machte zu viel Rauch
Ergänzend zur Rente muss er Sozialgeld erbetteln
Er versteht die Welt nicht mehr, nichts kann ihn mehr retten
ich trinke noch nen Kaffee und bin gar nicht aufgeregt
denn mit meiner Lebensweise bin ich auf nem guten Weg
Ich hab von vorn herein nichts und will das auch nicht ändern
Ich kann mir nichts leisten, dafür hab ich Zeit zum Schländern
Verändern sollten sich die Menschen und die Politik
Denn diese Lebensweise, die bricht Euch das Genick
Vielleicht ist GENÜGSAMKEIT ein Schlüssel zu einem glücklichen Leben…
In Gedenken an Arno Dübel, der im Mai 2023 mit 67 Jahren gestorben ist
Arno Dübel machte sich nichts aus Geld und Prestige und hatte so die Freiheit, sich der Arbeitswelt zu verweigern. Man sollte ihn nicht auf seine plumpen Äußerungen reduzieren, die da waren „Arbeit ist scheiße!“. Ich glaube, er hat einfach nur den Tanz um das liebe Geld abgelehnt. Stress und Mobbing waren nichts für ihn. War er etwa ein Held?
„Ein Kumpel, der ist Banker, und die leben nur vom Staat“ ist eine Anspielung auf die Bankenrettung 2008 und die Griechenland-Rettung 2012, bei welchen beidesmal die Banken gerettet wurden. Derartige Rettungsmaßnahmen widersprechen einer freien Marktwirtschaft. Normalerweise hätte man die Banken pleite gehen lassen müssen, die sich damals verspekuliert hatten. Dann hätten die cleveren Banken überlebt und man hätte zukünftig etwas vorsichtiger das Geld angelegt. So blieb dieser Lerneffekt aus und das Treiben der Banken kann ungehindert so weitergehen, wie bisher.