Nationalsozialismus

Nationalsozialismus von 1918 bis 1945

Mit „Nationalsozialismus“ bezeichnet man eine politische Bewegung, die in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, der 1918 zu Ende war, entstanden ist. Die Nationalsozialisten machten sich die Not der Menschen zunutze und verfolgten ihre undemokratischen Ziele mit großem Fanatismus.

Die Bewegung errichtete 1933 eine Diktatur in Deutschland. Es gab nur noch eine einzige Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit ihrem Führer Adolf Hitler. Der Nationalsozialismus verfolgte nationalistische, antisemitische (anti-jüdische) und fremdenfeindliche Ziele. Durch die Eroberung fremder Länder sollte mehr „Lebensraum“ für Deutsche geschaffen werden. Und so begann 1939 der Zweite Weltkrieg. Er dauerte bis 1945.

Die Nationalsozialisten versprachen Zugehörigkeit und Gleichheit in der Volksgemeinschaft. Damit bekamen sie viel Zuspruch in der Bevölkerung, die von der krisengeschüttelten Weimarer Republik enttäuscht waren. Doch diese Zugehörigkeit und Gleichheit galt eben nicht für alle:

Für diejenigen, die nicht der NS-Ideologie entsprachen, bedeutet es Ausgrenzung und Gewalt.

Die NSDAP schaffte viele Arbeitsplätze in einer Zeit, wo genau diese dringend gebraucht wurden. Für den Bau von Autobahnen wurden bsw viele Arbeiter benötigt. Aber auch mit der Gründung des Autokonzerns Volkswagen schaffte man die dazu passende Industrie. Dazu entwickelten die Nationalsozialisten eine neue Gesundheits- und Familienpolitik. Und die NSDAP bekämpfte die Schuldgefühle in der Bevölkerung bezüglich des 1. Weltkrieges.

Das Kriegstraumata des ersten Weltkrieges / Wie der Nationalsozialismus entstand

Der Erste Weltkrieg zerstörte die alten herrschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen in Mittel- und Osteuropa. Am Ende standen Hunger, Niedergang, Chaos und Not, Dumpfheit und Hass. Auf deutscher Seite waren zwei Millionen zumeist junge Männer gefallen, ein Viertel von ihnen während der letzten Kriegsmonate. Millionen Menschen fristeten ihr Leben als Kriegskrüppel, Witwen und Halbwaisen. Infolge der britischen Seeblockade waren 500 000 Deutsche verhungert. 1917 standen pro Einwohner in den Städten durchschnittlich 1400 Kalorien pro Tag zur Verfügung.

Das Schlangenstehen vor den Lebensmittelgeschäften der Städte machte die zermürbten Deutschen wild und aufsässig und vor allem wuchs ein Hass gegen die Reichen, die sich heimlich besser ernährten.

Hunderttausende starben an Tuberkulose, an Grippeepidemien und allgemeiner Entkräftung vor ihrer Zeit. Kinder litten an Unterernährung und Rachitis.

Demobilisierte Soldaten und verzweifelte, ausgemergelte Frauen irrten durch ihr schwieriges Leben.

Die deutschen Männer hatten umsonst gelitten. „Wie soll man weiterleben“, fragten sie sich, „wenn alles vergeblich war.“ Ihre Frauen hatten umsonst gehungert. Mit den Kriegsanleihen, die das Bürgertum in vaterländischem Pflichtgefühl gezeichnet hatte, verloren die gehobenen Mittel- und Oberschichten erhebliche Teile ihres Vermögens. Das kaiserliche Feldheer war geschlagen.

Die Schrecken der Front führten zu schweren psychischen Verletzungen bei 11 Millionen heimkehrenden Soldaten. Es gab keine heilenden Siegesfeiern, mit welchen man die Leiden der Soldaten gewürdigt hätte. Der Schmerz in den Soldaten wurde nicht abgebaut und verarbeitet.

Voller Wut und Gram wollten die meisten der geschlagenen Soldaten die Sinnlosigkeit ihres Kampfes nicht einsehen. Stattdessen machte sich in ihnen das Gefühl breit, ihr seit dem 9. November 1918 demokratisch regiertes Vaterland schätze sie nicht und behandle sie mit maßloser Undankbarkeit.

Den Friedensvertrag von Versailles, den die deutschen Abgesandten im Sommer 1919 ohne jede Diskussion und unter Androhung militärischer Gewalt unterzeichnen mussten, empfanden die Besiegten als ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Sie vergaßen dabei freilich, was sie – nach einem vergleichsweise kleinen Krieg von 1870/1871 mit 120.000 gefallenen deutschen und französischen Soldaten – Frankreich an Gebietsverlusten und Kontributionen zugemutet und dass sie im Januar 1918 der jungen Sowjetunion einen Frieden diktiert hatten, der die Härten des Versailler Vertrags deutlich übertraf.

Den von Wilson verkündeten und von Deutschland im Oktober 1918 akzeptierten Kerngedanken eines „Friedens ohne Sieger“ verletzte insbesondere Artikel 231 des Versailler Vertrages. Er schob den Deutschen die alleinige Kriegsschuld zu und bildete die Grundlage für die Reparationsforderungen. Diese sollten nicht – wie bis dahin bei Friedensverträgen üblich – als gewissermaßen natürliche Folge der Niederlage bezahlt werden, sondern aufgrund einer zuvor anerkannten schweren Schuld.

Der Kriegsschuldparagraph führte dazu, dass sich die Deutschen bald mehrheitlich darauf verständigten, jede Mitschuld am Krieg zu leugnen. So konnte die NSDAP später erfolgreich die Mär verbreiten: „Die Unschuld Deutschlands am Weltkrieg ist heute urkundlich nach jeder Richtung hin erhärtet.“ Eine gleichfalls ungute psychologische Wirkung entfalteten die extrem hohen Reparationsforderungen. Sie erlaubten den Deutschen, jede Mitverantwortung für Kriegsfolgen, Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise von sich zu weisen und die Misere fremden, nicht zuletzt angeblich weltweit vernetzten jüdischen Kräften anzulasten.

Antisemitismus

Antisemitismus prägte die Ideologie des Nationalsozialismus, aber Judenfeindschaft existierte bereits im christlichen Mittelalter in Europa. Juden waren gezwungen, in eigenen Stadtbezirken zu wohnen, mussten bestimmte Kleidung tragen und unterstanden einem besonderen Judenrecht. Waren es damals religiöse Vorurteile wie der Vorwurf, Juden hätten Jesus getötet, die den Judenhass bestimmten, so entstand mit dem modernen, naturwissenschaftlichen Weltbild seit dem 18. Jahrhundert eine neue Dimension der Judenfeindlichkeit.

Der Siegeszug, den die Biologie, insbesondere Charles Darwins Buch über die Entstehung der Arten, im europäischen Denken nahm, führte dazu, auch Menschen nach biologischen Kriterien in angeblich höher- und minderwertige Rassen einzuteilen. Darwins Formulierungen wie „natürliche Auslese“ oder „Überleben der Tüchtigsten“ („survival of the fittest“) wurden politisch missbraucht, um angeblich „lebensunwertes Leben“ zu definieren.

Rassismus war durchaus bis in die Wissenschaft hinein verbreitet; die Forderung nach Rassereinheit und nach erbbiologischen Maßnahmen, damit sich nur die Besten vermehrten und die Minderwertigen sich nicht fortpflanzten, fanden selbst in der Sozialdemokratie Gehör.

Die traditionelle religiöse Judenfeindschaft, die sich im 19. Jahrhundert aufgrund der Emanzipation der Juden in der bürgerlichen Gesellschaft auch um den Neid auf deren wirtschaftliche Entwicklung erweiterte, wurde nun auch rassistisch bestimmt. Es entstand der moderne Antisemitismus, der glaubt, in den Juden eine zersetzende, zerstörerische Rasse zu erkennen, die insbesondere die arische Rasse vernichten wollten.

Die wirtschaftlichen Turbulenzen, die sozialen Verwerfungen durch Industrialisierung und Urbanisierung ließen den Antisemitismus zu einer in allen gesellschaftlichen Schichten aufzufindenden Ideologie werden, auch wenn sich die Sozialdemokratie offiziell stets von der Judenfeindlichkeit distanzierte.

In den völkischen, nationalistischen Verbänden, in denen sich Hunderttausende von Deutschen organisierten, gehörte Antisemitismus zum politischen Repertoire. Und nicht zuletzt zeigten die öffentlichen Werbeschriften von zahlreichen deutschen Badeorten an der Ost- und Nordsee, dass sie Juden vom Kurbetrieb ausschließen wollten. So tief war die alltägliche Judenfeindschaft in die deutsche Gesellschaft eingedrungen.

Reichstagsbrand

Der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde wahrscheinlich von einem Marinus van der Lubbe gelegt, der als kommunistischer Anarchist mit der Entwicklung in Deutschland sehr unzufrieden war. Aber es gibt auch Gerüchte, dass die NSDAP selbst hinter diesem Anschlag stecken könnte.

Die NSDAP konnte diesen Anschlag jedenfalls für sich nutzen, sich noch mehr als Retter aufzuspielen und neue Überwachungsgesetze einzuführen.

Machtergreifung 1933

Hitler wurde am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Durch Terror und halblegale Methoden gelang den Nationalsozialisten in kürzester Zeit die Ausschaltung des Rechtsstaats und der Übergang zur Diktatur. Juden und politische Gegner sehen sich einem neuen Terror und Willkür ausgeliefert.

Hitler wird Reichskanzler

Nachdem Hindenburg für Papens Plan eines vereinigten rechten Kabinetts unter Hitler gewonnen war, vereidigte der Reichspräsident am Mittag des 30. Januar die neue Regierung und ernannte Hitler zum Reichskanzler.

Formal war die Ernennung Hitlers durchaus legal, aber der Verfassung der ersten deutschen Republik entsprach sie keineswegs. Schon in den Jahren zuvor war die Verfassung durch die Praxis der Präsidialkabinette, die nur mit der Notverordnungsautorität des Reichspräsidenten regierten, unterhöhlt und de facto außer Kraft gesetzt. Das gewählte Parlament war seither von den politischen Entscheidungen ausgeschlossen; die Weimarer Republik hatte sich schon vor der Regierungsübernahme Hitlers von einer parlamentarischen Demokratie immer mehr entfernt.