out of the box

Jeder Mensch hält sich hoffentlich für etwas ganz besonderes.

Auch ich gebe mir Mühe, etwas besonderes zu sein.

Jeder Mensch hat ja gewisse Fähigkeiten, so auch ich. Meine Fähigkeit: Ich bin besonders gut im Fettnäpfchen-Jumping. Das ist mein Sport. Egal welches Fettnäpfchen: ich finde es und springe hinein. Wenn Fettnäpfchen-Jumping eine olympische Disziplin wäre, dann könnte auch ich endlich mal erfolgreich sein.

Aber ich bin auch gut darin, Gedanken zu denken, die nicht jeder denkt. Das ist der erste Schritt hin zum „Verrückt sein“, aber ich stehe zu meinen Eigenschaften, egal, ob es Schwächen oder Stärken sind.

Kreative Gedanken zu haben ist beim Lösen von Problemen überaus hilfreich

Damit Sie verstehen, was ich meine, hier ein Beispiel:

Ein Kumpel irgendwo aus dem Remstal, er war damals noch Schüler, hatte eine Freundin in Heilbronn. Seine Eltern durften davon nichts wissen, was vielleicht mit der türkischen Kultur zu tun haben könnte. Jedenfalls klagte er mir sein Dilemma, dass er gerne seine Freundin besuchen würde, dies aber wegen seinen Eltern nicht möglich sei.

Und was mache ich? Ich präsentierte ihm eine Lösung, die ihn sehr glücklich gemacht hat.

Ich erfand eine Universität in Heilbronn, bastelte dieser Uni einen Briefkopf und setzte ein gefälschtes Schreiben auf, in welchem diese Uni zum Tag der offenen Tür einlud. Es waren gleich mehrere Tage. Diese Tage waren extra am WE, damit möglichst kein Unterricht für die Schüler, an die das Schreiben ja gerichtet war, ausfällt.

Dieses Schreiben kopierten wir dann, damit es wirklich so ausschaute, als ob es ein Lehrer für seine Schüler kopiert hat. Dann jubelte mein Kumpel dieses Schreiben seinen Eltern beiläufig unter. Und die waren natürlich daran interessiert, dass aus dem Jungen mal etwas Vernünftiges wird und schickten ihn förmlich zu dieser Veranstaltung an jener Uni, die es ja gar nicht gab.

Dieser Trick war so verdammt gut, dass die Eltern meines Kumpels ihm sogar noch das Benzin bezahlten, wenn er zu seiner Freundin fuhr.

Dieser Kumpel hat mich zwar mittlerweile längst vergessen und meine Heldentat womöglich auch. Aber ich nicht.

„Kreative Hilfsbereitschaft“ wäre auch noch eine passende Überschrift gewesen…

Da ich keine Kinder habe, welchen ich von meinen alten Heldentaten erzählen kann, muss meine Website dafür herhalten. Mal gucken, ob mir noch weitere Heldentaten einfallen…


Als Zivi war ich Hausmeistergehilfe in einer Schule in Stuttgart. Gab es eine Radtour oder eine Klassenfahrt und es fehlte ein Betreuer, so wurde diese Lücke mit dem Zivi gekittet.

Und so kam es, dass ich mit einer neunten Klasse ins Landwirtschaftspraktikum durfte. Dort wurden dann Arbeitsgruppen a 6 Schüler gebildet, die jeweils einen Betreuer bekamen. Ich bekam die ganzen hoffnungslosen Störenfriede.

Die mir und meiner Gruppe zugeteilte Arbeit war ebenfalls eine sehr undankbare Tätigkeit: Wir sollten das Dornengestrüpp am Waldrand entfernen. Dornengestrüpp kann man selbst mit Handschuhen nicht so greifen, dass man sich nicht ständig verletzt. Echt ätzend.

Ich hatte die unmotiviertesten Chaoten und die demotivierendste Arbeit – eine geniale Kombination. Ich erkannte darin die Absicht, dass man uns (die 6 Schüler und mich) ausgemustert bzw abgeschrieben hatte. Wahrscheinlich dachten sich gewisse Leute, diese Gruppe würde ja doch nichts reissen. Ausgestoßen und aussortiert.

Meine Schüler in der Gruppe wollten Rauchen und Eis essen gehen. Zu Beidem mussten wir in die etwas entfernte Stadt, denn kein Schüler hatte Zigaretten auf Tasche. Sie hatten auch kein Eis auf Tasche. Und so sagte ich, dass wenn wir in drei Tagen mit dieser Arbeit fertig sind, wir am vierten Tag als Belohnung eine heimliche Wanderung in die Stadt machen würden.

Das zu rohdende Gebiet war ein langes Stück Waldrand und mir war beim Vergeben dieses Versprechens selbst nicht klar, ob wir das Zeittechnisch wirklich schaffen konnten. Aber mit dem Ziel vor Augen arbeiteten die Störenfriede konzentriert und ehrgeizig drauf los.

Meine Gruppenmitglieder machten freiwillig weniger Pause. Und machte mal einer Pause, dann motivierten ihn die Mitglieder aus der Gruppe, dass er möglichst bald wieder weiter arbeitete.

Es entstand eine sehr schöne Dynamik. Es entstand Teamgeist. Es entstand Motivation.

Wir schafften die Arbeit tatsächlich in drei Tagen und so gingen wir am vierten Tag in die Stadt, wo sich die Jungs ihre Zigaretten besorgten und ihr Eis aßen. Danach wanderten wir wieder ungesehen zurück und chillten den restlichen Tag.

Abends erzählten wir, dass wir die uns anvertraute Arbeit erfolgreich erledigt hätten. Da staunten die Lehrer nicht schlecht. Sie kannten ihre Schüler und hatten sie eher so eingeschätzt, dass sie nicht zur Arbeit zu motivieren seien.

Wir, die abgefuckten Outsider, hatten die uns übertragene Arbeit erfolgreich erfüllt. Wir haben gerockt!

Ich war stolz mit der Gruppe der Ausgestoßenen einen solchen Erfolg erarbeitet zu haben. Meinen halb illegalen Ausflug in die Stadt verschwieg ich natürlich vor den Lehrern/Betreuern.

Auch hier hat es sich bezahlt gemacht, OUT OF THE BOX zu denken und auf die Regeln der Erwachsenen zu sch… (Tintenpatrone leer, wie ungeschickt)


OUT OF THE BOX ist die Bezeichnung dafür, wenn man sich traut, jenseits der gängigen Gedanken zu denken.

Wir wollen ja immer alles und jeden in eine Schublade stecken. Wenn man es schafft, seine Mitmenschen damit zu überraschen, dass man außerhalb des Käfigs, in welchen sie einen einsperren wollen, denkt, dann ist das OUT OF THE BOX.


Fighter gehen IN THE RING, Andy geht OUT OF THE BOX