
Ich hab so vieles im Leben nicht kapiert. Dies alles hier aufzulisten wäre zuviel Arbeit. Weil sich aber die Menschen im WWW immer so perfekt und cool darstellen, möchte ich hier einen Gegentrend starten und ein paar Dinge erzählen, wodurch klar wird: ich bin nicht perfekt!
Die Insel
Als Kind hat man mir immer erklärt „Eine Insel ist ein Land, welches nicht mit dem Festland verbunden ist!“. Ich konnte einfach nicht verstehen, wieso diese Inseln dann nicht untergingen, denn Erde und Felsen schwimmen doch nicht auf dem Wasser. Bis ich endlich lernte, dass man den Erwachsenen einfach nicht alles glauben darf. Natürlich ist jede Insel mit dem Festland verbunden, nur eben unter Wasser.

Die Führer
Als Kind dachte ich immer, dass die Führer eines Landes sich im Konfliktfall treffen und sich einigen. Schaffen sie es nicht sich zu einigen, das dachte ich zumindest, dann steigen die Führer gemeinsam in den Ring und kämpfen einen gerechten Box-Kampf. Der Gewinner bekommt seine Forderungen erfüllt. Der Verlierer verliert mit der Niederlage seine Forderungen.
Später sagte man mir, dass der Führer eines Landes nicht immer ein guter Boxer sei. Schaue ich mir aber die heutigen Politiker an, so glaube ich, dass man mit den Boxern in der Führung nicht viel schlechter fahren würde.
Ich dachte auch immer, dass die Politiker dem Volke dienen müssten. Dazu gehörte für mich, dass sich die Politiker nicht scheuten, sich für ihr Volk einzusetzen. In einem Konfliktfall hätte dies so ausgesehen, dass sich die führenden Politiker VOR die Bevölkerung stellen. Doch die Politiker machen gewöhnlich genau das Gegenteil: sie verheizen ohne Skrupel die eigene Bevölkerung.
Der Bundestag
Ich dachte ja immer: der Bundestag ist der Ort, wo sich die besten Politiker des Landes treffen, um GEMEINSAM die Probleme Deutschlands zu lösen. Bis ich merkte, es kommt im Bundestag nicht auf den Inhalt des Gesagten an, sondern darauf, WER etwas sagt.
Also für mich ist das die übelste Diskriminierung überhaupt. Hier findet eine massive Ausgrenzung statt, wie sie nach dem Grundgesetz verboten ist. „Niemand darf wegen seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Man sollte den Inhalt bewerten und nicht die Parteizugehörigkeit!
Die Geldgier
Ich habe nie kapiert, wieso es ehrenhaft ist, möglichst viel Geld zu verdienen, gleichzeitig aber ein Raubüberfall aus Geldgier mit dem Slogan „niederer Beweggrund“ versehen wird. Entweder Geldgier ist gut, oder Geldgier ist schlecht. Eine so unterschiedliche Wertung ist für mich widersprüchlich.

Der Killer
Ich habe nie den Unterschied kapiert zwischen einem Killer und einem Soldaten. Sie machen nach meinem Verständnis genau dasselbe: sie töten für Geld. Dabei wird der Eine verhaftet, der Andere mit Orden versehen. Komische Welt.
Pinkeln in der Öffentlichkeit
Als Jugendlicher habe ich nie verstanden, wieso man, wenn man im Park pinkelt, wegen „Urinieren in der Öffentlichkeit“ belangt wird, man aber von derselben Polizei bei einer Verkehrskontrolle für einen Drogentest dazu genötigt wird, dass man in der Öffentlichkeit pinkelt. Entweder ist es erlaubt, oder es ist verboten! Heute bin ich nicht mehr jugendlich, aber das hab ich noch immer nicht kapiert.
Die Diplomaten
Ich dachte immer, ich lebe in einem Staat, wo alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und die Würde eines jeden Menschen gleich ist. Genau dafür haben wir das Grundgesetz, worin das eigentlich ganz gut geregelt ist. Doch es gibt sie, die Menschen, die über dem Gesetz stehen. Es sind die Diplomaten. Ich habe diese Sonderbehandlung nie verstanden, sollte es doch in einem gerechten Staat für alle Menschen gleichermaßen möglich sein, sich an die bestehenden Gesetze zu halten.
Weil mich dieser Umstand stört, nannte ich meine Rockband damals THE DIPLOMATS. Wir hatten die Forderung „Diplomatische Immunität für Alle!“, nur so wäre die Gültigkeit „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ wieder voll hergestellt. Mit lediglich drei kleineren Auftritten verliehen wir dieser Forderung aber nicht besonders großen Nachdruck.
So versuchte ich es noch einmal, indem ich als Ausbildungsbotschafter die diplomatische Immunität beantragte. Doch auch dieser Versuch misslang. Und so bleibt diese Ungerechtigkeit weiter bestehen.